the hub


Zwei Jahre nach der Auflösung der League of Automatic Music Composers, 1985, gründeten die zwei League-Mitglieder John Bischoff und Tim Perkis mit Chris Brown, Scott Gresham-Lancaster, Phil Stone und Mark Trayle die Nachfolgegruppe The Hub. Man war nun mitten im PC-Zeitalter, und so konnte ein Rechner als zentraler Datenaustauscher (im Computerjargon "Hub", von engl.: Radnabe) für die sternförmig über ihn verbundenen Rechner der einzelnen Musiker verwendet werden. Durch den mittlerweile verbreiteten MIDI-Standard war es jetzt auch ohne übermäßigen Aufwand möglich, gleich eine ganze Reihe externer Instrumente einzubeziehen. Und nicht nur die wenig musikalische Computertastatur, sondern z.B. auch Keyboards, Controller oder Pitch-to-Midi-Converter (und darüber akustische Instrumente) dienten dazu, die Musik zu beeinflussen.

Vom kompositorischen Ansatz her setzte The Hub die Tradition der League fort: jedes Stück zeichnete sich durch eine eigene Hardware- und Software-Konfiguration aus, gleichbedeutend mit dem Entwurf einer kompositorischen Grundstruktur.

In Abstimmung mit der verwendeten Konfiguration besaß jedes Stück eine einmalige Vernetzungsstruktur, die den Datenaustausch zwischen den Musikern regelte. John Bischoffs Stück "Perry Mason in East Germany" beispielsweise basiert auf einer streng systematischen Anweisung, die zugleich große Freiräume enthält.

Nach einem ersten Experiment, zwei Orte miteinander zu verknüpfen (1985 in New York) folgte eine Reihe weiterer Experimente. 1989, also ca. 5 Jahre vor der Erfindung des WWW und dem Beginn der Popularisierung des Internets, modifizierten Benutzer des Pioniernetzwerkes WELL als Spieler das Stück "HubRenga", eine Liste von Worten, denen jeweils Klänge zugeordnet waren. Die Netzaktionen lösten dann in einem komplexen Steueralgorithmus Klangfolgen aus. 1998 schließlich benutzten The Hub das für die Autorensoftware "Max" geschriebene Objekt "otudp" in Verbindung mit der oben genannten Synthesesoftware "Grainwave", um damit ihre Computer gegenseitig von beliebigen Orten aus über das Internet zu steuern, und realisierten eine erste Test-Performance zwischen Oakland, Valencia und der Arizona State University.

So lange keine einfachen Möglichkeiten qualitativ hochwertiger Audioübertragung vorhanden sind, sieht Brown für das Konzept von The Hub aber wenig Spielraum im Internet. Denn obwohl ein bedeutender Reiz ihres Zusammenspiels in der Uneindeutigkeit der Datenwirkungen und gegenseitigen Beeinflussungen liegt, basiert für die Spieler die Interaktion genauso stark auf dem gemeinsamen Hören der Musik sowie auf Verständigung durch körperliche Gesten. Nach dem versuchsweisen Konzert über das Internet im Jahr 1998 löste sich The Hub auf.

Golo Föllmer 2004
back to tesla salon