the messenger

paul demarinis [usa]

installation
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fr. 27. okt. bis so. o5 nov. 2006 | di. bis so. | 18:00 bis 22:00 h

eröffnung: do. 26. okt. | 18:00 h

in der interaktiven installation the messenger bringen e-mails skelette zum tanzen, waschschüsseln zum klingen und elektrolyte zum leuchten. nachrichten aus der ganzen welt werden von einem computer empfangen und über drei arten von ausgabegeräten sinnlich erfahrbar gemacht:

1. 26 in einem oval angeordnete waschschüsseln ist jeweils ein buchstabe des alphabets zugeordnet. die stimmen von männern, frauen, kindern und rentnern rufen ihren persönlichen buchstaben aus, sobald sie aktiviert werden.


2. ein aus 26 skeletten bestehendes corps de ballet tanzt die nachricht. jedes skelett trägt einen kleinen poncho, auf dem ein buchstabe prangt. es wird von diesem buchstaben in der nachricht in bewegung gesetzt.

3. ein set von 26 vorratsgläsern, die mit einem elektrolyt gefüllt sind. jedes glas repräsentiert einen buchstaben. durch einen elektrischen impuls wird eine chemische reaktion angeregt -- die flüssigkeit erglüht farbig.

the messenger basiert auf ideen zur telegraphie aus dem 18. jahrhundert, besonders auf jenen des katalanischen arztes und naturforschers francisco salvá. die drei ausgabesysteme der installation sind an salvás vorschläge angelehnt, wie die elektrischen signale für einen empfänger lesbar gemacht werden können.

so hatte er als 'ausgabegerät' seines telegraphen 26 dienstboten vorgesehen, die nach 'stimulation' durch einen elektrischen schock jeweils einen buchstaben der übertragenen botschaft ausrufen sollten. so würde sich die nachricht dem zuhörer nach und nach erschließen.

salvás konzipierte auch einen transatlantischen telegraph mit unterseekabeln. gedacht als einseitiger kommunikationskanal von spanien zu seinen kolonien, sollten beispielsweise mexikaner die buchstaben ausrufen. von signalen zum aussprechen unverständlicher laute gezwungen -- the messenger nimmt dieses motiv im skelett-tanz auf.

ein einziges ausgabesystem erscheint auch heute noch 'politisch korrekt'. nach voltas erfindung der elektrochemischen batterie schlug salvá ein system vor, dass auf elektrolyse von wasser basiert. jeweils ein glas repräsentiert einen buchstaben. die elektrischen impulse würden gewissermaßen buchstaben zum sprudeln bringen.

das system speichert nichts und hat keine datenverarbeitenden kapazitäten. wenn die signale nicht beobachtet, niedergeschrieben und interpretiert werden, ist die installation die endstation für nachrichten, die rund um die welt gereist sind, um hier zu vergehen. die installation wird so zur allegorie für das verhältnis von zeitbasierter kommunikation, interpretation und das vergessen.

mit dieser installation gewann paul demarinis dieses jahr den prix ars electronica im bereich interaktive kunst.

dank an das ok centrum für gegenwartskunst linz und das aec.