radiotesla im dezember:
sprache / sprechen



mittwochs -- 20:30 h


sprache kommt als radioklang über den äther, durch das kabel oder vom schwerhörigen nachbarn zu uns - körperlos füllt sie den raum. was wir hören, ist nicht, was wir sehen. weil das radio ein reines hörmedium ist, wird die konzentration des hörers in besonderem maß gefordert. wir hören eine tonlage, einen duktus, eine rhythmik und schließen auf einen charakter. zu dieser durch einen sprecher gestalteten, beziehungsweise über die regie inszenierten form kommt im radio noch die spezifische klanglichkeit der aufnahme- und sendetechnik und die daraus resultierende manipulation des natürlichen klangs. so natürlich die radiostimme klingt, im alltag wird man eine solche stimme kaum zu hören bekommen.
im rahmen des ersten themenmonats zur sprache geht es im kontext des radios zunächst einmal um ihren aggregatszustand als gesprochene, gesungene oder komponierte sprache, als klingendes etwas, das informiert, bildet oder unterhält. die auseinandersetzung mit sprache im radio wird 2006 fortgesetzt.


mi 07. dez. 2005 -- 20.30 h

hörspiel


peter handke: kaspar, SDR, 1968.

"das stück kaspar zeigt nicht, wie es wirklich ist oder wirklich war mit kaspar hauser. es zeigt, was möglich ist mit jemandem. es zeigt, wie jemand durch sprechen zum sprechen gebracht werden kann. das stück könnte auch "sprechfolterung" heißen. die stimmen, die auf den helden einsprechen, sollten, obwohl in ihrem sinn immer ganz verständlich, die sprechweisen von stimmen sein, bei denen auch in der wirklichkeit ein technisches medium zwischengeschaltet ist: telefonstimmen, radio- und fernsehansagerstimmen, die stimmen der zeitansage im telefon, die automatischen antworttonbänder (zugauskunft, bitte warten), die sprechweisen von fußballkommentatoren. alle diese sprechweisen können auf den text angewendet werden, freilich nur so, daß durch sie der sinn oder unsinn des eingesagten verdeutlicht wird. kaspar hat keine ähnlichkeit mit einem spaßmacher."
peter handke


mi 14. dez. 2005 -- 20.30 h

feature


hanna hartman: die zunge liegt flach am mundboden - deutsch für ausländer, deutschlandradio berlin, 2002.

die heimat liegt auf der zunge. wer eine fremde sprache lernt, durchläuft verwandlungen: im kopf und mundinnenraum. woraus besteht die deutsche sprache? - die schwedische klangkünstlerin hanna hartman horchte und fand den ich-und achlaut, den enge- und verschlußlaut, den nasalen und den gehauchten laut: tonmaterial, das in einzelteile zerlegbar ist. mit jeder neuen zusammensetzung wird hörbar, wie eine grammatikalische struktur erst durch die musikalische umsetzung zur sprache wird. so wird jede sprachlaborübung zur gesangsstunde und der sprachschüler stellt fest: in ihm schlummert ein vielstimmiges instrument.


mi 21. dez. 2005 -- 20.30 h

radiokunst


antje vowinckel: call me yesterday, RNE/CDMC madrid 2005 mit unterstützung der filmstiftung NRW.

sprache in der radiokunst wird neben ihrer eigenschaft inhalte zu transportieren gerne auch als laut- und klangspielendes kompositionsmaterial mit musikalischer qualifikation verwendet. unterhaltsam verspricht es zu werden, wenn beide eigenschaften zum tragen kommen, und darüber hinaus die sprache selbst thematisiert wird. was liegt näher, als in diesem konstrukt gerade das erlernen einer sprache heranzuziehen, wie es auf tonträgern für die private fortbildung allerorten angeboten wird - die richtige aussprache des englischen "th" beispielsweise. antje vowinckels call me yesterday bedient sich "spracherziehender medien" und formiert sie zu einem erfrischenden und ironischen spiel: "listen! don't speak!"
call me yesterday wurde mit dem karl sczuka-förderpreis 2005 ausgezeichnet.
in anwesenheit der autorin


radio tesla präsentiert ausgewählte sendungen, fragmente oder gedankensprünge aus vergangenheit, gegenwart und zukunft des radios. durch die einbindung dieser reihe in das regelmäßige programm des tesla im podewils'schen palais und vor dem hintergrund der tatsache, dass nikola tesla schließlich auch der erfinder des radios war, soll in erster linie ein forum geboten werden, das zur auseinandersetzung mit den künstlerischen und kulturgeschichtlichen dimensionen und möglichkeiten des mediums einladen möchte.

radio tesla stellt sein programm jeweils mittwochabends um halb neun vor und kostet keinen eintritt. alle veranstaltungen eines monats widmen sich in der regel einem thema. damit der speziell interessierte besucher sich auch ohne detaillierte programmkenntnis orientieren kann, konzentriert sich jeder abend auf eine sparte: am ersten mittwoch im monat wird ein hörspiel oder ein anderer fiktionaler beitrag angeboten, der folgende termin ist mit dem feature und allem nicht-fiktionalen belegt und der dritte mittwoch wird von zweckfreien spielformen und gattungen dominiert: zeit für ars acustica und radiokunst. jeden vierten mittwoch werden unter dem stichwort "grenzen" unkonventionelle, unzensierte und damit im weitesten sinn unabhängige formen vorgestellt. für den fall, dass es einen fünften mittwoch im monat gibt, liefert ein bonus-track einen weiteren beitrag zur vertiefung des monatsthemas.


RADIOTESLA
Ein Projekt des TESLA im Podewils'schen Palais, Berlin
Realisierung:  Martina Groß, Andreas Hagelüken, Séamus O'Donell, Moritz von Rappard und Johannes Wilms.

Mit freundlicher Unterstützung von:
deufunk_deuradio_w125.jpg Deutschlandfunk/Deutschlandradio Kultur
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